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Wahrheitsgehalt von Hypothesen und Fehler 1. und 2. Art

Spezifität und Sensitivität

Statistische Tests geben an, wie wahrscheinlich ein vermuteter Sachverhalt zutrifft bzw. eine Nullhypothese zurückgewiesen werden kann. Solche Überlegungen treffen auch auf die Beschreibung der Güte diagnostischer Tests zu. Es können zwei Arten von Fehlern unterlaufen:

Man kann diesen Zusammenhang auch an folgendem Beispiel demonstrieren: Lautet die Aufgabe, zwischen ausreichend und ungenügend vorbereiteten Kandidaten zu unterscheiden, findet ein 'milder' Prüfer nur wenige schwarze Schafe (großer Fehler 2. Art). Ein 'strenger' Prüfer hingegen wird auch Kandidaten zur Wiederholung bitten, die in Wahrheit ausreichende Kenntnisse hätten (großer Fehler 1. Art).

Populationen, die sich im zu erschließenden Zustand unterscheiden, überschneiden sich in Hinblick auf die Meßgröße (diagnostischer Test, Prüfungsergebnis,..). Man kann die Fehlerwahrscheinlichkeit 2. Art durch Vergrößerung des Stichprobenumfangs zwar verringern, aber das verursacht einen steigenden Aufwand (größere Kosten).

Es geht also um den erwarteten Nutzen eines diagnostischen Tests. Dabei ist zu beachten, dass die diagnostische Aussage naturgemäß nie 'sicher', sondern nur wahrscheinlich sein kann. Der Arzt 'weiß' daher auch nicht über das Schicksal eines Patienten Bescheid, sondern kann nur mehr oder weniger begründete Vermutungen anstellen. Es wäre falsch, einer diagnostischen Methode in dem Sinne zu 'vertrauen', daß sie 'objektive', 'absolute' Resultate liefert, wie dies im medizinischen Alltag leider allzu häufig postuliert wird. Unbedingt müssen Prinzipien der Statistik, der physiologische Gesamtzusammenhang, und die persönlichen Komponenten des Einzelfalls Berücksichtigung finden.

© Helmut Hinghofer-Szalkay