Parietallappen
Der Parietallappen dient der Orientierung: Wie sieht die
unmittelbare Umgebung aus? Was ist wo, bewegt sich wohin? Was befindet
sich in der Hand? Wie ist dieses Bild in die motorische Strategie einzubauen?
Der obere Parietallappen projiziert u.a. zu den motorischen
Gebieten des Frontallappens, der untere u.a. zum multimodalen Assoziationskortex
und zum dorsolateralen präfrontalen
Gebie - der Stelle des Gehirns, 'wo sich Vergangenheit und Zukunft
treffen' (Abbildung):
Auf der dominanten Seite hat der Parietallappen
schwerpunktmäßig motorische,
auf der nichtdominanten räumliche Orientierungsaufgaben.
Läsionen des Parietallappens bedingen das Balint-Syndrom
und Bewegungsagnosien.
Berührungs-
und propriozeptive Informationen mit solchen des Gesichtssinns; er Der obere Parietallappen
analysiert, wo sich etwas befindet
und wohin es sich bewegt, und kann
einen Plan entwerfen, wie man es erreichen
kann. Er integriertortet
und verfolgt Objekte auf der Haut,
in der nahen extrapersonalen und der visuellen Umgebung.
von Gegenständen abzuschätzen, die in der
Hand liegen. Lange Verbindungsfasern zum Frontalhirn unterstützen
die Die vorderen Teile
des oberen Parietallappens ermöglichen es, Gewicht
und TexturAusführung motorischer Pläne.
Der obere Parietallappen ist Teil des posterioren
'Aufmerksamkeitssystems'. Er wählt unter vielen eine Reizlokation
aus, der Beachtung geschenkt wird, und wendet die Aufmerksamkeit bei Bedarf
einem neuen Stimulus zu ('Neglekt' bei Läsion des Parietalhirns).
Noradrenalin regt Neuronen zu dieser Zuwendungsfunktion
an; der rechte parietale Kortex erhält meist mehr noradrenerge Zuflüsse
als der linke.
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Läsionen des oberen Parietallappens bewirken Astereognosie
und Agraphästhesie,
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Läsionen auf der dominanten Seite bewirken weiters
Aphasie,
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Läsionen auf der nichtdominanten Seite bewirken
räumliche Agnosie, sensorischen Neglekt und Apraxie
beim Ankleiden.
Der untere Parietallappen
fragt nach dem 'was': Er integriert
Berührungs- und propriozeptive Informationen mit solchen des Gesichtssinns
mit dem Ziel, Objekte zu erkennen.
Die Region des gyrus angularis (zwischen
Okzipitallappen und Wernicke-Sprachzentrum) beteiligt sich an der Umsetzung
von Lesen zu Sprechen.
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Läsionen des unteren Parietallappens bewirken auf
der dominanten Seite Apraxie und das Gerstmann-Syndrom;
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Läsionen auf der nichtdominanten Seite können
zu Aprosodie (=Unfähigkeit, emotionale Komponenten des Ausdrucks
- motorisch und / oder sensorisch - zu erkennen, benennen, oder sinnvoll
auszuüben) führen.
Gerstmann-Syndrom:
Tritt
bei Läsionen im unteren dominantseitigen Parietallappen auf.
Die Symptome sind
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Rechts-Links-Verwechslung
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Fingeragnosie (Schwierigkeiten, die Finger zu benennen)
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Dysgraphie (Schwierigkeiten beim Schreiben)
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Dyskalkulie (Schwierigkeiten bei Umgang mit Zahlen)
Balint-Syndrom: Tritt bei Läsionen im Parietallappen
auf. Die Symptome sind weitgehender:
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Optische Apraxie (Blickfixierung auf ein visuelles Ziel,
obwohl spontane Augenbewegungen möglich sind)
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Optische Ataxie (beim Ergreifen von Objekten werden
visuelle Hinweise missachtet)
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Simultanagnosie (nur Komponenten des betrachteten Objekts
werden gesehen, nicht seine Gesamtheit)
© Helmut
Hinghofer-Szalkay